So bewertet eine Expertin Sachsens Bitcoin-Verkauf

Dresden – Durch die spektakuläre Sicherstellung von 50 000 Bitcoins im Wert von ca. 2,5 Milliarden Euro landete Sachsen einen wahren Krypto-Coup. Der Verkauf der Coins ist im vollen Gange. Mehr als 90 Prozent wurden bereits abgestoßen.

So bewertet eine Expertin Sachsens Bitcoin-Verkauf

Wie der Datendienst „Arkam“ aufschlüsselt, finden bereits seit Ende Juni Bewegungen auf dem Bitcoin-Wallet vom Bundeskriminalamt statt, das den Verkauf für Sachsen organisiert. Ab Juli ging es schlagartig voran. Täglich werden Hunderte Coins verkauft.

► Von einst 50 000 Bitcoins bleiben 4900 (Stand 11. Juli, 18.30 Uhr). Wenn alle verkauft sind, ist Sachsen nach derzeitigem Kurs um etwa 2,5 Milliarden Euro reicher.

Da war das Krypto-Wallet noch fett: Im Januar 2024 wurden rund 50 000 Bitcoins an Sachsen übertragen. Foto: Arkham Intelligence Inc.

So bewertet eine Expertin den Verkauf

Bei Anlegern sorgt der sächsische Massenverkauf für Panik, beim Kurs für eine vorübergehende Talfahrt und bei Experten für Kopfschütteln.

BILD sprach mit Börsen-Analystin Dr. Luba Schönig (49), Co-Founder von „UMushroom“ (Finanztechnologie-Unternehmen): „Der Zeitpunkt ist definitiv nicht besonders günstig“, schätzt die Börsen-Analystin ein. „Vor allem nicht, wenn man so viel verkauft, denn man treibt die Märkte dann auch nach unten.“

Dr. Luba Schönig (49) ist Co-Gründerin ihres eigenen Fintech-Unternehmens in der Schweiz. Sie ist seit 25 Jahren in der Finanzindustrie

Da ohnehin ein Überangebot durch die angekündigte Rückzahlung der gescheiterten Krypto-Börse „Mt.Gox“ droht, sei jetzt der falsche Zeitpunkt für eine Abwicklung in so einem großen Stil.

„Allerdings muss man berücksichtigen, dass bei dem Entscheid der sächsischen Regierung, die Bitcoins relativ schnell zu veräußern, auch andere Gründe neben den wirtschaftlichen Überlegungen eine Rolle spielen. So zum Beispiel gibt es vielleicht gesetzliche Richtlinien und Fristen für die Veräußerung von konfisziertem Vermögen, die eingehalten werden müssen.“

Dr. Schönig versichert: „Es hätte sich gelohnt, dass man über einen viel breiteren Raum verkauft. Man könnte den Verkauf über mehrere Monate oder sogar über ein Jahr strecken.“

Verkauf der Bitcoins wirkt „professionell“

Laut der Expertin sei die Entwicklung auf dem Bitcoinmarkt mittelfristig vielversprechend. „Momentan ist da ein Überangebot, aber mittelfristig erwarten wir eine verhältnismäßig solide Nachfrage, unter anderem auch von institutionellen Anlegern“, erklärt Dr. Schönig.

Insgesamt bewertet sie Sachsens Umgang im Verkauf der Bitcoins aber als professionell.

„Man merkt, es gibt den Druck, dass man die Bitcoins so schnell wie möglich abstößt. Aber das wird mit Überlegung gemacht. Sie versuchen nur eine bestimmte Menge pro Tag am Markt zu platzieren, dass man den Kurs nicht gar zu stark beschädigt.“

Am Abend des 11. Julis zählte das Wallet nur noch 4925 von einst 50 000 Bitcoins. Foto: Arkham Intelligence Inc.

BILD fragte bei BKA, LKA, Sachsens Regierungssprecher und der Generalstaatsanwaltschaft nach. Zum aktuellen Verkauf und der Strategie dahinter wurde sich nicht konkret geäußert.

„Das Verfahren zum Umgang mit den sichergestellten Bitcoins ist noch nicht abgeschlossen. Daher können derzeit keine weiteren Auskünfte hierzu erteilt werden“, mauert Dr. Patrick Pintaske, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Dresden.


Artikel publiziert am 12. Juli 2024 auf bild.de

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