Was ist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)?
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine Finanzkennzahl, die zur Bewertung eines Unternehmens herangezogen wird, indem der aktuelle Aktienkurs mit dem Gewinn pro Aktie (KGV) ins Verhältnis gesetzt wird. Das KGV wird von Anlegern häufig genutzt, um zu erkennen, ob eine Aktie am Markt über- oder unterbewertet ist.
Definition des KGV
Das KGV wird berechnet, indem der Marktpreis pro Aktie durch den Gewinn pro Aktie geteilt wird. Es ist ein wichtiger Indikator für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens und die Markterwartungen. Unter der Annahme, dass alles weitere sonst gleich ist, würde ein niedriges KGV (unter 10) darauf hindeuten, dass die Aktien günstig sind, während ein hohes KGV (über 20) auf teure Aktien hinweist. Jedoch sollte man überlegen, ob diese Annahme stimmt. Ein Unternehmen, das kurz vor der Insolvenz steht, schlechte Zukunftsaussichten hat und in einem äußerst volatilen Umfeld agiert, kann ein niedriges KGV haben und dennoch keine attraktive Investitionsmöglichkeit darstellen. Umgekehrt könnte ein Unternehmen mit einem sehr hohen KGV eine attraktive Investition sein, wenn die Zukunftsaussichten vielversprechend sind.
Warum ist das KGV wichtig?
Als Anleger ist die zentrale Frage, ob der Preis, den du für eine Aktie bezahlst, im Verhältnis zum wahren inneren Wert dieser Aktie niedrig, fair oder hoch ist. Dies ist der grundlegendste Aspekt bei der Entscheidung, wann eine Aktie gekauft oder verkauft wird, und gleichzeitig eine der schwierigsten Fragen, die es korrekt einzuschätzen gilt, vor allem, weil der „wahre innere Wert“ schwer zu bewerten ist. Das KGV ist eine Kennzahl, die dabei helfen kann, diese Frage zu beantworten.
Das wichtigste und attraktivste Merkmal des KGV ist, daß es unabhängig von der Größe des Unternehmens, der Anzahl der ausgegebenen Aktien, dem Steuersystem, in dem das Unternehmen tätig ist, der Höhe der Schulden und dem tatsächlichen Wert der Aktien ist. Dadurch wird es möglich, die Aktienkurse verschiedener Unternehmen miteinander zu vergleichen, auch wenn sie unterschiedlich groß sind und unterschiedliche Aktienkurse haben. So kann man beispielsweise die Aktien von Mercedes-Benz und BMW vergleichen (siehe Vergleichsfunktion), und es zeigt sich, daß sie zum jetzigen Zeitpunkt nahezu identische KGVs haben. Es gibt daher kaum einen Unterschied zwischen den beiden Unternehmen in Bezug auf potenzielle Investitionsrenditen, auch wenn die Aktienkurse selbst unterschiedlich hoch sind. Dies ist zu erwarten, da beide Unternehmen im gleichen Markt tätig sind, reife Unternehmen und beide in Deutschland ansässig sind.
Bei der Betrachtung des KGV gibt es aber auch einige weitere Aspekte zu beachten. So lässt sich diese Kennzahl nicht leicht anwenden, wenn man Unternehmen vergleicht, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen befinden. Als Tesla die Produktion aufnahm, lagen die Gewinne quasi bei null oder sogar im negativen Bereich, sodaß das KGV sehr hoch oder sogar negativ war. Die erste Schlussfolgerung daraus könnte sein, daß der Aktienkurs viel zu hoch ist, vor allem im Vergleich zu einem Unternehmen wie Ford, das bereits stabile Gewinne erzielte. Aber das wäre keine korrekte Interpretation des KGV: Junge Unternehmen müssen hinsichtlich ihres zukünftigen Potenzials bewertet werden und nicht aufgrund einer Momentaufnahme.
Auch sollte man vorsichtig sein, wenn man Unternehmen aus verschiedenen Branchen vergleicht. Stabil arbeitende Unternehmen in der Lebensmittelproduktion gelten als weniger risikobehaftet als Luxusreiseveranstalter: Lebensmittel werden immer benötigt, während die Nachfrage nach Luxusreisen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sinken kann. Das Lebensmittelunternehmen kann daher als risikoärmer angesehen werden als der Reiseveranstalter, und so wird ein Anleger wahrscheinlich niedrigere Renditen für ersteres und höhere Renditen für letzteres akzeptieren. Das KGV für ein Lebensmittelunternehmen wird daher wahrscheinlich höher sein als das eines Reiseveranstalters, was hauptsächlich auf die unterschiedlichen Risiken zurückzuführen ist.
Es gibt weitere Einschränkungen bei der Nutzung des KGV, doch viele dieser Einschränkungen lassen sich in Relation setzen, wenn man nicht nur das aktuelle KGV, sondern auch die erwarteten KGVs für die kommenden Jahre betrachtet. Aktien auf UMushroom zeigen daher nicht nur das aktuelle KGV, sondern auch die KGVs für die kommenden drei Jahre an. Diese Werte sind wichtig, weil sie offenlegen, was die Analysten für die Zukunft erwarten. Ein sinkendes KGV ist attraktiv, da dies darauf hindeutet, dass die zukünftigen Gewinne steigen könnten – und umgekehrt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, daß erfolgreiche Investitionsentscheidungen nicht nur von der aktuellen Situation abhängen, die durch das aktuelle KGV unter vielen anderen Indikatoren angezeigt wird, sondern auch von einem guten Verständnis der Zukunft, da die Zukunft für den Aktienkurs entscheidend ist. Entsprechend muss die erwartete Veränderung des KGV für die kommenden Jahre ebenfalls berücksichtigt werden, wenn eine Investitionsentscheidung getroffen wird.
Häufige Missverständnisse über das KGV
- „Ein hohes KGV bedeutet immer, dass eine Aktie überbewertet ist“: Ein hohes KGV kann zwar auf eine Überbewertung hindeuten, es kann aber auch erwartetes Wachstum der Gewinne, geringeres Risiko oder den Beginn einer Unternehmensgründung widerspiegeln.
- „Das KGV ist die einzige Kennzahl, die man berücksichtigen sollte“: Anleger sollten das KGV in Kombination mit anderen Finanzkennzahlen und Analysemethoden nutzen, um umfassende Bewertungen vorzunehmen.
Fazit
Das KGV ist eine von vielen verfügbaren Kennzahlen, um eine potenzielle Aktieninvestition zu bewerten. Es ermöglicht den Vergleich von Unternehmen unterschiedlicher Größen über Steuersysteme hinweg und mit unterschiedlichen Schuldenständen, sollte aber mit Vorsicht verwendet werden, wenn Unternehmen verschiedener Branchen oder Entwicklungsphasen verglichen werden. Da der Wert einer Aktie jedoch grundlegend durch die zukünftige Stabilität des Unternehmens bestimmt wird, ist der Trend der erwarteten KGVs für die kommenden Jahre vielleicht der wertvollere Indikator (steigend = gut, fallend = schlecht).
FAQs zum KGV
- F: Was gilt als gutes KGV?
A: Ein „gutes“ KGV variiert je nach Branche und Marktbedingungen, aber ein KGV unter dem Branchendurchschnitt kann auf eine Unterbewertung hinweisen. - F: Kann das KGV negativ sein?
A: Ja, wenn ein Unternehmen negative Gewinne verzeichnet, wird das KGV negativ, was die Bewertungsanalyse erschwert. - F: Wie finde ich das KGV eines Unternehmens?
A: KGVs können auf Finanznachrichtenseiten, Investitionsplattformen und in den Finanzberichten des Unternehmens gefunden werden.
Verwandte Begriffe
- Gewinn pro Aktie (EPS): Der Unternehmensgewinn geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien, genutzt zur Berechnung des KGV.
- Marktkapitalisierung: Der Gesamtmarktwert der ausstehenden Aktien eines Unternehmens, der seine Gesamtbewertung beeinflusst.
- Wachstumsaktie: Eine Aktie, von der erwartet wird, daß sie überdurchschnittlich wächst im Vergleich zu anderen Unternehmen.